Die Medialisierung der Familie

Ja, ich bin älter geworden. Aber mein Thema - die Medialisierung der Familie - ist immer noch topaktuell. Wer glaubte, Corona würde zu einer nachhaltigen Entschleunigung in den Familien führen, hat sich gründlich getäuscht. Wir haben die Medienlogik internalisiert, wir können gar nicht anders, als unser Leben zu inszenieren. Wir sehnen uns nach Anerkennung und die bekommen wir gerade in der Corona-Zeit nur, wenn wir sichtbar sind. Via Social Media. Also das Geige spielende Kind auf Instagram posten. Oder den neuen Bugaboo-Kinderwagen. Oder das erste Wellness-Liebes-Wochenende nach dem Lockdown. Die Zeichen stehen auf Nachholeffekt, manche Forscher erwarten die Roaring Twenties des 21. Jahrhunderts. Die Botschaft meines neuen Buches lautet: Reflektiert, was Euch glücklich macht und was Ihr nur für die Tribüne tut. Und: Lasst Euch von der Aufmerksamkeitssucht nicht Zeit und Nerven rauben. 

Am 14. März erscheint "Happy Family" im Goldmann-Verlag. Hier gibt es weitere Infos dazu:

 



Süß, ja, keine Frage. Aber eben auch gestellt, inszeniert, für das Publikum gemacht. Das Menschlein alleine reicht nicht, es braucht noch einen originellen Hut, damit die Zielgruppe hinsieht. Wir haben gelernt, dass wir die gewünschte Aufmerksamkeit nur dann bekommen, wenn wir es machen wie die Medien. Also müssen wir immer visueller, außergewöhnlicher, bemerkenswerter werden. Nur dann klickt die Nachbarin mein Profilfoto. Aufmerksamkeitsgewinn als Wert an sich. Dabei braucht Familie eigentlich keine Zuschauer, sondern nur Liebe. Aber wir sind so beeinflusst von der massenmedialen Handlungslogik, dass wir vergessen, wofür Familie steht. Wir stylen uns, unseren Partner, unsere Kinder und zelebrieren ein öffentlich zur Schau gestelltes Familienidyll, das uns an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.

Die Medialisierung des Systems Familie macht unseren Alltag schneller, stressiger, komplizierter. In meinem Buch "Das Aufmerksamkeitsregime" habe ich diese sozialen Wandlungsprozesse beschrieben. Mein Rat an alle Familie: Hört auf damit!

Mehr zum Aufmerksamkeitsregime 


Paare feiern Motto-Hochzeiten, Schwangere fordern WLAN im Kreißsaal, Eltern verschicken save-the-date-Karten zum ersten Schultag. Baby-Schwimmkurse brauchen einen roten Faden, Restaurants eine originelle Kinderbetreuung und Lehrer planen ihren Unterricht in Zehn-Minuten-Einheiten, damit er möglichst abwechslungsreich ist. Selbst Küchen sind nicht mehr zum Kochen da, sondern liefern eine Bühne für die Inszenierung des Familienglücks.

Frauen und Männer, Mütter und Väter lieben, heiraten, erziehen, reisen, feiern und wohnen heute anders als vor 40 Jahren. Ein wesentlicher Treiber dieser Veränderungen ist die Orientierung an der Logik der Massenmedien. Diese haben "der Fernsehgeneration" gelehrt, dass Aufmerksamkeit, Klicks und Likes einen eigenen Wert besitzen und dass nur Aufmerksamkeit bekommt, was aufregend ist und schöne Bilder produziert. Die Medienlogik entwickelt sich zum modus operandi des Miteinanders: Familie wird öffentlich gelebt, auch auf Facebook und Instagram, zulasten gemeinsam verbrachter Zeit. Dabei braucht Liebe eigentlich keine Zuschauer. Oder doch?

Mein Buch "Das Aufmerksamkeitsregime - Wenn Liebe Zuschauer braucht" ist im VISTAS Verlag erschienen und kann ab sofort bestellt werden. Zum VISTAS Verlag

Vortrag in Flensburg:

Am 22. Oktober halte ich in Flensburg einen Vortrag zum Thema "Familie und Medien". Veranstalter ist die vom Land Schleswig-Hollstein unterstützte Organisation "Schutzengel". Beginn ist um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Rüffer.

Wissenschaftliche Rezensionen:

tv diskurs (2019), 23(3): Rezensent: Lothar Mikos

Publizistik (2019), 64(1): S. 133-135. Rezensentin: Corinna Peil

Presseecho zum Buch:

Freie Presse Chemnitz, 14. Juli 2018: Ganz einfach?

Himbeer Magazin, München mit Kind, 17. August 2018: Das Aufmerksamkeitsregime - Wenn Liebe Zuschauer braucht

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2018: Leitkultur der Mittelschicht

Eltern family, Nr. 12, Dezember 2018, S. 86-90: "Was soll der ganze Zirkus?"

Altöttinger Liebfrauenbote, Nr. 11, März 2019, S. 6: "Wir verlieren den Blick für das Wesentliche"

Flensburger Tageblatt, 10. Oktober 2019: Darum warnt Bianca Kellner-Zotz vor dem Aufmerksamkeitsregime

Familiendiskurs

Familie ist ein emotional aufgeladener Begriff. Und gleichzeitig ein hochpolitischer. Eine Familie zu gründen, ist keine rein private Entscheidung mehr. Politik und Wirtschaft zerren an Müttern, Vätern und Kindern (sprich den künftigen Fachkräften und Beitragszahlern). Interessant: Das Wohl der Kinder - sprich ihr Glück - spielt im Diskurs kaum eine Rolle. Dafür gilt es als kinderfreundlich, wenn Mütter möglichst früh wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Zeit, ein bisschen gegen den Mainstream zu argumentieren. Zum Blog

Bildungsdiskurs

In der Bildungsdebatte geht es hoch her. Auch hier haben Politik und Wirtschaft die Deutungshoheit übernommen, gestandene Pädagogen können sich nur noch die Augen reiben. Um echte Bildung geht es nämlich nicht mehr, sondern um die für die Zukunft so vermeintlich wichtigen Kompetenzen. Unsere Schulen verschlafen angeblich die Digitalisierung und müssen sich mehr an der Praxis orientieren. Dummerweise verlernen unsere Kinder das Denken, während wir jeden Irrsinn mitmachen. Zum Blog


Und ein bisschen Journalismus...

In meinem ersten Berufsleben war ich Referentin Öffentlichkeitsarbeit in einem großen Luft- und Raumfahrtunternehmen. In meinem zweiten Journalistin. In meinem dritten bin ich Kommunikationswissenschaftlerin und Hochschuldozentin. Und manchmal immer noch von der schreibenden Zunft. Hier einige Texte, die im engeren oder weiteren Sinne mit Familie, den Medien oder Bildung und Erziehung zu tun haben:

Süddeutsche Zeitung: Mitten in Haidhausen - Vorsicht Platzhirsch

Süddeutsche Zeitung: Mitten in der Maxvorstadt - Faule Thronfolgerinnen

Süddeutsche Zeitung: Mitten in Moosach - Feine Kundschaft

Süddeutsche Zeitung: Mitten in Freising - Mütter im Selfie-Rausch

Süddeutsche Zeitung: Mitten in Freising - Gleiche Pole stoßen sich ab

Medienrealität: Ein Text über Sex(Spielzeug), den niemand drucken wollte

Freie Presse Chemnitz: Die Entgrenzung der Erotik

weil es mir spass macht und helfen kann: Latein für Eltern

Latein gilt als sehr schwere (und gleichzeitig „tote“) Sprache, die man stundenlang büffeln muss, um Erfolg zu haben. Zugegeben, lernen gehört dazu. Aber Latein ist eine gute Wahl, denn es schult das strukturierte Denken (und ist natürlich auch die Grundlage aller romanischen Sprachen). Ich selbst brenne für Latein und habe nie bereut, es gelernt zu haben. Auch an meinen Studenten kann ich beobachten, dass Latein-Schüler in machen Bereichen Vorteile haben, sie sind versierter in deutscher Grammatik und tun sich leichter, komplexe Texte zu erfassen. Dennoch haben viele Eltern Bedenken, dass ihr Kind mit diesem Fach Probleme bekommen könnte. Zumal viele selbst kein Latein hatten oder so manchen Mal daran verzweifelt sind. 

Deshalb habe ich mir ein Konzept für einen Eltern-Crashkurs Latein ausgedacht. In dem Kurs soll den Eltern vermittelt werden, wie sie ihrem Kind helfen können, einen guten Einstieg in die lateinische Sprache zu finden. Sie erfahren z.B., auf welche Besonderheiten beim Abfragen der Vokabeln zu achten ist, welche Rezepte bei den ersten Übersetzungsübungen helfen, wie die Schulaufgabenvorbereitung strukturiert sein sollte und welche Lernmaterialen (Arbeitshefte, Apps etc.) zu empfehlen sind.

Die Resonanz war bisher sehr positiv. Hier z.B. das Feedback eines Vaters: "Herzlichen Dank für den Crashkurs. Ich hatte Französisch und überhaupt keine Berührung mit Latein. Bis zu der Übersetzungsübung dachte ich, das würde auch so bleiben, dann hat es jedoch Klick gemacht und ich kann verstehen, dass es sogar Spaß machen kann, Texte zu übersetzen. Ich hatte es mir nicht vorstellen können, aber mir hat Ihr Kurs deutlich weitergeholfen. Vielen Dank dafür."

Falls an Ihrer Schule Interesse an dem Eltern-Crashkurs besteht: E-Mail genügt (Adresse siehe unten).