Hebammen und Frauenärzte haben mir für mein Buch schon eine Reihe bemerkenswerter Beispiele zur Medialisierung der Geburt erzählt. Heute kam ein weiteres dazu, das mir wieder zeigt, wie weit die Orientierung an der Medienlogik bereits in unser Denken und Handeln eingedrungen ist. Eine junge Mutter verabschiedet sich aus dem Kreißsaal. Die Hebamme will wissen, ob sie zufrieden war. Die Frau antwortet: "Die Geburt war schön, aber im Kreißsaal gab es kein Wlan." Deshalb konnten die Fotos vom Baby nicht sofort an den gesamten Freundeskreis verschickt werden. Ein Einzelfall? Beileibe nicht. Anstatt die Zeit nach der kräfteraubenden Geburt in Ruhe zu verbringen, das Baby zu streicheln und anzulächeln, sich einfach nur als Familie zu fühlen, denken immer mehr junge Eltern zuerst an das Publikum, an die Visualisierung, an das Sichtbare. Schade.