Ein Kapitel in meinem Buch beschäftigt sich mit der Medialisierung des Familienurlaubs. Tatsächlich hielt ich diesen Indikator immer für den schwächsten. In den vergangenen Pfingstferien wurde ich eines Besseren belehrt. So ist es mittlerweile gängige Praxis deutscher Mittelschicht-Familien sämtlichen Verwandten, Freunden und Bekannten via WhatsApp in Echtzeit mitzuteilen, wo sie ihren Urlaub verbringen, was sie gerade machen und wie toll das alles ist. Stufe 1 ist dabei der Status, mit dessen Hilfe schon 12-Jährige melden, dass sie am Flughafen von Las Palmas stehen. Stufe 2 ist beim Posting einzelner Fotos aus Thailand erreicht, Stufe 3 beinhaltet ein komplettes Album mit bis zu 20 Bildern. In der Regel handelt es sich um Selfies sämtlicher Familienmitglieder, alle braun gebrannt und super gelaunt. Die Fotos erzählen eine Geschichte von Liebe, Glück und Wohlstand und führen bei den Daheimgebliebenen oder Nicht-per-Flugzeug-Reisenden unweigerlich zu Minderwertigkeitskomplexen. Das mag nicht beabsichtigt sein, aber Fakt ist: Der WhatsApp-Status ist ein Instrument interfamiliären Wettbewerbs. Also sollten wir ihn lieber für uns behalten.