Nordrhein-Westfalen will Kinder"Tages"stätten in Bälde erlauben, rund um die Uhr zu öffnen. Damit Mütter und Väter mit 24-Stunden-Berufen in Zukunft Früh-, Spät- und Nachtschichten übernehmen können. Für Ärzte, Krankenschwestern, Fließbandarbeiter und Busfahrer kann das durchaus eine gute Nachricht sein. Ob Kinder es schön finden, nun nicht mehr nur ganze Tage, sondern auch ganze Nächte nicht zu Hause bei den Eltern verbringen zu dürfen, kann ich mir nicht vorstellen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass uns Kinder nur noch stören. Vor allem beim Arbeiten. Vergessen wird, dass die Flexibilisierung von Kita-Öffnungszeiten eine weitere Dynamik für die Flexibilisierung von Arbeitszeiten bedeuten dürfte. Es wird einer Mutter (erst recht einem Vater) immer öfter schwer fallen, eine Nachtschicht abzulehnen, wenn der Arbeitgeber weiß, dass die Krippe das Kind auch nachts aufnimmt. Dass die Mutter das Kind gerne selbst zu Bett bringen, eine Geschichte vorlesen oder ein Schlaflied vorsingen würde, wird wohl kaum zählen. Zumal der Diskurs sich dahingehend entwickelt, die Außer-Haus-Betreuung als wertvollere Erziehung zu betrachten. Was ist ein Memory-Spiel im heimischen Wohnzimmer schon gegen kompetenzfördernde frühkindliche Bildung? Die erscheint der durchökonomisierten Arbeitsgesellschaft wichtiger als eine liebevolle Eltern-Kind-Beziehung. Für die Liebe reicht die viel beschworene Qualitätszeit, egal, wie kurz bemessen die sein mag. Dann ab zur Nachtschicht.