Kaum ein Beruf steht seit einigen Jahren so unter Beobachtung wie der des Lehrers. Dabei gilt der Lehrer des alten Schlags als Auslaufmodell. Der Diskurs will nun "Lernbegleiter", die den Kindern zeigen, wie man mit dem iPad nach den wissenswerten Dingen des Lebens googelt. Sie sollen ihnen helfen, selbständig Bildung zu erwerben, die natürlich eine digitale ist. Frontalunterricht, das Abschreiben von Tafelbildern, das Zuhören, alles Blödsinn, da sind sich Bildungspolitiker und die entsprechende Journaille einig. Die Eltern sowieso. Ihren so besonderen Kindern steht schließlich ganz besondere, individuelle Betreuung zu. Das geht mit Frontalunterricht für alle schlecht zusammen. Dabei bräuchten unsere Kinder heute kaum etwas so dringend wie gute Lehrer. Echte Lehrer, keine Lernbegleiter. Lehrer, die Begeisterung wecken. Lehrer, die ihnen Respekt abnötigen. Lehrer, die ihnen etwas beibringen, im besten Sinne. Aber anstatt sie hochzuhalten, die Achtung vor dem guten Lehrer, bezahlt man angestellte Pädagogen über den Sommer nicht, befristet sie eins ums andere Jahr, belastet sie mit ständig neuem bürokratischem Irrsinn und liefert sie den Anfeindungen der Eltern schutzlos aus. Deshalb ist es Zeit für eine Liebeserklärung an den guten Lehrer. Hier kommt sie: Ich hatte während meiner 13-jährigen Schulzeit wundervolle Lehrer. Zum Beispiel eine starke, strenge, mutige Grundschullehrerin, die meine Eltern davon überzeugt hat, mich auf ein Gymnasium zu schicken. Einen humorvollen, belesenen, sehr bayerischen und sehr sozialdemokratischen Deutschlehrer, der mich Grammatik, Liebe zur Literatur und doppelbödige Witze gelehrt hat. Einen drahtigen Erdkundelehrer, der mit seinem Elan die ganze Welt ins Klassenzimmer geholt hat. Einen umfassend gebildeten Englischlehrer, der uns britische Lebensart nahebrachte und an dem wir uns wunderbar reiben konnten. Ich würde gerne alle erwähnen, aber das würde den Rahmen sprengen. Ihnen allen möchte ich von Herzen danken. Und auch den schlechten Lehrern möchte ich danken. Denn es werden uns immer Menschen begegnen, die uns ungerecht behandeln, uns langweilen, uns anfeinden, uns unsympathisch sind. Dennoch müssen wir lernen, mit ihnen auszukommen. In diesem Sinne ist die Schule ebenfalls eine echte Vorbereitung auf das Leben. Schöne Ferien!