Nein, ich bin kein Fortschrittsfeind - und doch halte ich die Digitalisierung der Schulen in vielen Bereichen für einen Irrweg. Vor allem, wenn so getan wird, als seien Tablets und Smartphones schon in der Grundschule alternativlos, um Kinder auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Das wichtigste Rüstzeug im globalen Wettbewerb - eigenständiges Denken und ein kritischer Geist - erwirbt man nicht beim Googeln. Und die Grundfertigkeiten der deutschen Sprache sowie die basalen Rechenregeln beherrschen viele Studierende schon heute nicht mehr - die exzessive Nutzung digitaler Medien wird das nur noch schlimmer machen. Meine Haltung zu dem Thema mag mancher auf mein Alter zurückführen. Zugegeben, ich bin kein Digital Native. Es ist aber mitnichten der Fall, dass jüngere Generationen die Digitalisierung immer vorbehaltlos gutheißen. So berichteten mir vor kurzem einige Gymnasiasten, dass die Powerpoint-Schlachten, die vor allem Referendare in den Klassenzimmern abhielten, völlig sinnlos seien. Eine Folie nach der anderen werde abgehakt, und zwar so schnell, dass die vermittelten Inhalte gar nicht nachvollzogen werden könnten. Als Hausaufgabe gebe es dann irgendwelche Internet-Suchaufträge, die nur selten mit dem Gelernten in Verbindung gebracht würden, man drucke einfach aus, was Google als erstes ausspuckt. O-Ton einer Siebtklässlerin: "Unsere Latein-Lehrerin erklärt neue Grammatik in Ruhe an der Tafel, Schritt für Schritt, so dass wir Zeit haben, mitzudenken. Und zum Schluss schreiben wir das Tafelbild ins Heft, da merkt man sich das Neue gleich." Die Latein-Lehrerin ist ein Kind der 1980er Jahre. Sie nutzt gelegentlich die Dokumentenkamera, zeigt mal ein Video über den Beamer. Aber Powerpoint-Schlachten hat sie nicht nötig. Und was soll ich sagen: Die Kinder lieben sie.