In meinem Buch gehe ich seitenlang auf das Eventfeuerwerk ein, mit dem die Mittelschicht ihre Kinder bespaßt. Immer muss was geboten sein, vor allem an den Wochenenden und im Urlaub. Familien, die während der Ferien zu Hause bleiben, sind - zumindest gefühlt - nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Erst kürzlich wunderte sich eine Kollegin darüber, dass ihre Freunde und Nachbarn es sich leisten könnten, ständig irgendwelche Reisen zu unternehmen. Ich bin mir sicher: Dieser Wegfahr-Wahn setzt alle Familien unter Druck. Es ist so viel interessanter, nach Valencia zu fliegen als zum x-ten Mal in den Tierpark vor Ort. Zudem sollen die Kinder was von der Welt sehen, das trägt - das weiß man schließlich - zu einer umfassenden Bildung bei. Diese Gedankengänge sind mir nicht fremd. Und zu Hause hat man die viele Arbeit, die man eigentlich tun müsste, schließlich immerfort vor Augen. Wie dem auch sei - auch wir haben diese Osterferien für einen dreitätigen, relativ unspektakulären Kurztrip an den Bodensee genutzt, sind von einer Sehenswürdigkeit zur anderen gehechtet (die Kinder sollen ja was lernen und überhaupt muss sich das Ganze lohnen) und haben spektakulär viel Geld dafür ausgegeben. Die Dankbarkeit unseres Nachwuchses hielt sich freilich in Grenzen. "Wann fahren wir zurück ins Hotel?", hieß es laufend. Uns war das ein Rätsel, schließlich war doch so viel geboten. "Was wollt Ihr denn immer im Hotel?", fragte ich schließlich entnervt. Meine Älteste hatte eine völlig unmedialisierte Antwort parat: "Kartenspielen. Das ist doch das Schönste am Urlaub, dass wir mit Euch spielen können, ohne dass Ihr ständig was anderes zu tun habt." Fragt sich nur, warum wir dafür an den Bodensee fahren müssen.