Ein kurzer Besuch auf YouTube genügt, um sich ein Bild von der vielfältigen Dramaturgie moderner Heiratsanträge zu machen. Sämtliche Dimensionen der Medienlogik lassen sich identifizieren, vom Überraschungsmoment über das gelungene Storytelling bis hin zu Publikumsbeteiligung und Dokumentation (deshalb ja auch alles auf YouTube). Besonders wichtig ist Paaren heutzutage die Originalität - kein Wunder, sind sie doch medial sozialisiert. So hat sich jüngst ein Mann aus Süddeutschland ein ausgefallenes Setting einfallen lassen. Ein Boot, ein mit Liebesschwüren verziertes Segel, romantische Musik. Um auch wirklich sicher sein zu können, dass vor ihm noch nie jemand auf diese Idee gekommen ist, hat er sich im Vorfeld bei Google versichert. Er investierte einiges an Recherchezeit, um sagen zu können: Dieser Heiratsantrag ist einmalig. Und dann erzählte er sämtlichen Bekannten davon. So stolz war er darauf, dass es ihm gelungen war, den perfekten, weil noch nie da gewesenen Antrag, inszeniert zu haben. Ein Superlativ, der Aufmerksamkeit und damit Gratifikation verspricht.